Am Flughafen Barcelona werden wir nachmittags von unserem Fahrer abgeholt und dann brechen wir auf in die eindrucksvolle Welt der Hoch-Pyrenäen und zu unserem Mittelklasse-Hotel in Andorra. Der Plan, wie wir die Naturschönheiten der Zentralpyrenäen in den nächsten Tagen erobern werden, wird uns von unserem deutschsprachigen Wanderführer bei unserem ersten gemeinsamen Abendessen inklusive Begrüßungs-Cocktail vorgestellt.

Dank der natürlichen Schönheit des Gletscherzirkus und der Tatsache, dass Mensch und Natur hier seit jeher im Einklang miteinander leb(t)en, erklärte die UNESCO das Madriu-Tal zum Weltnaturerbe. Und so wandern wir im Wechsel durch schöne Mischwälder und über herrlich grüne Bergalmen. Grasende Pferde, die sprudelnden Bergbäche und versteckt liegende Schäferhütten erzeugen unweigerlich eine friedliche Stimmung.

Mal säumen rosa blühende Rhododendronbüsche den Weg, dann wandern wir wieder durch dichten Kiefernwald. Ziel ist die von mäandernden Bergflüssen durchzogene Siscaró-Hochebene. Schroffe Klippen und die majestätischen Gipfel der andorranischen Pyrenäen komplettieren die Bilderbuch-Bergszenerie. Das Rauschen des Bergbaches begleitet uns beim Abstieg in das Incles-Tal. Blumenübersäte Hochweiden und urtümliche Naturstein-Scheunen säumen unseren weiteren Abstieg zum Hotel.

Das älteste Naturschutzgebiet Andorras erfreut heute unser Wanderherz. Links und rechts des Weges sorgen die mehr als 700 Wildblumen des Naturparks für ein wahres Farbspektakel während unseres Aufstiegs. Eine von den höchsten Bergen Andorras eingebettete Hochebene ist das Ziel unserer Wanderung. Der leise plätschernde Bergbach, die sattgrüne Alm und ein bezaubernder Bergsee komplettieren die Ruhe und Frieden ausstrahlende Szenerie. Auf dem Rückweg machen wir Halt am Roc del Quer. Wundere dich nicht, wenn die Menschen um dich herum „Ohhh“ und Ahhh“ rufen: Grund ist einer der spektakulärsten Panorama-Balkone und -Ausblicke der gesamten Pyrenäen!

Getreu dem spanischen Motto „tranquilo“ lassen wir es heute bezüglich des Wanderns ruhig angehen. Entlang des Flusses El Segre flanieren wir eine knappe Stunde der altehrwürdigen Bischofsstadt La Seu d´Urgell in Spanien entgegen. Die malerischen Gassen der Altstadt und die beeindruckende Kathedrale im wuchtig-dunklen Stil der Romanik lassen das Mittelalter aufleben. Auf dem Rückweg legen wir eine gemütliche Pause am Engolasters-See ein. Ziel ist jedoch die andorranische Hauptstadt La Vella. Bei einem kurzen Rundgang durch die Altstadt erfahren wir Kurioses und Historisches über den Pyrenäen-Zwergstaat. Und dann überlassen wir dich den Verlockungen des (nahezu) steuerfreien Einkaufs in den Shopping-Tempeln der Hauptstadt. Wer sich lieber entspannen möchte, den fahren wir alternativ nach Caldea, dem größten Thermalbad Südeuropas (Preis und Reservierung auf Anfrage an der Hotelrezeption).

Ein nahezu unbesiedeltes Hochtal im französischen Pyrenäen-Naturpark Ariège bildet die Kulisse für unsere Rundwanderung. Hier rauscht und sprudelt es nur so, vor lauter Bergbächen. Und nachdem wir eine Passhöhe überwunden haben, gibt es wieder ein Feuerwerk für die Augen: Eingebettet von schroffen Granitgipfeln jenseits der 2.500-Meter-Marke wird der Lanoux zu einem gigantischen Bergsee aufgestaut.
Ein „kurioses Stück Spanien“ liegt nur 20 km von unserem Wanderziel entfernt und das wollen wir uns anschauen. Das Dorf Llivia berief sich im Jahre 1659 auf seine Rechte als „kaiserliche Kleinstadt“ und beschloss weiterhin zu Spanien gehören zu wollen. Diese Wahlmöglichkeit hatten die umliegenden Gemeinden nicht. Und so kommt es, dass Llivia seit nunmehr über 350 Jahren eine Enklave im französischen Staatsgebiet bildet. Die Wehrtürme sowie Reste der Stadtmauer und der Hügelburg zeugen noch heute von der wechselvollen Geschichte.

„Mal ist ein Fuß in Spanien, mal in Andorra“, so lautet das Motto der ersten Stunde unserer Wanderung entlang dem Berggrat, welcher die natürliche Grenze von Andorra und Spanien darstellt. Und obwohl Andorra nicht zum Schengen-Raum gehört, gibt es diese Grenze nur auf dem Papier. Der Grund dafür ist einfach: Das spanische Dorf im Nachbartal kann mit dem Auto nur von andorranischer Seite erreicht werden! Wir gehen aber zu Fuß und steigen auf dem alten Schmugglerpfad und vom dichten Mischwald „blick-geschützt“ hinab nach Spanien. Das Pyrenäen-Bergdorf Os de Civis präsentiert sich mit authentischen Natursteinfassaden und einer romanischen Wehrkirche, allesamt vorbildlich restauriert.

Wie an einer Perlenkette reihen sich die Bergseen des Pessons aneinander. Und wie es sich für echte Perlen gehört, funkeln und glitzern auch die Bergseen im reinsten Blau nur so um die Wette.
Eingebettet in Andorras größtem Granitkessel und umgeben von Gipfeln jenseits der 2.800-Meter-Marke, erschließt sich diese berauschende, hochalpine Welt nur den Fußgängern. Unser Rundweg durch das Hochtal führt uns an den zahlreichen Glitzer-Gletscherseen vorbei. Die friedliche Stille wird nur durch das Pfeifen der Murmeltiere unterbrochen, die ihren Artgenossen unser Kommen ankündigen.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ heißt es bei Hermann Hesse. Leider kann es keinen Anfang geben, wenn nicht auch das Ende existiert. Und so heißt es Abschied nehmen von den zauberhaften Pyrenäen. Unser Busfahrer bringt uns zum Flughafen Barcelona, wo ab Mittag die Flieger zurück nach Hause starten.